Die Dauerausstellung zur Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern ist eine moderne multimediale Exposition mit einer Reihe interaktiver Elemente, wie den Computeranimationen, Sensorbildschirmen sowie Filmprojektionen. Die Exposition stellt die Geschichte der Deutschböhmen seit dem Frühmittelalter bis zum 20. Jahrhundert dar und sie erstreckt sich auf zwei Etagen. Sie umfasst insgesamt 22 Räume mit über 500 Exponaten auf 1600 qm. Die Ausstellung stellt nicht nur das Leben der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern vor, sondern auch ihre Volkskultur, Handwerk und nicht zuletzt auch ihre Vertreibung aus der damaligen Tschechoslowakei in der Nachkriegszeit.
Der Besucher sieht nicht nur klassische Museumsobjekte, sondern er kann auch in mehrere historische Etappen eintauchen. Man kann eine Nachbildung eines Biedermeiersalons sehen, sich einer barocken Johannes von Nepomuk-Prozession anschließen, ein Jugendstilhotel in Liberec besichtigen oder ein Familienvideo aus einer Brünner funktionalistischen Villa anschauen. Er kann authentische Streite im böhmischen Landtag erleben oder den Stammtischgesprächen in einer deutschen Kneipe in Loket (Elbogen) zuhören. Anschließend kann er in einem Prager Kaffeehaus Gespräche der Schriftsteller Max Brod, Karel Čapek und Ferdinand Peroutka beiwohnen.
In der Ausstellung sind barocke Statuen vom Brückenheiligen Johannes von Nepomuk zu bestaunen, sowie die Skier des berühmten deutschen Athleten Emmerich Rath oder persönliche Gegenstände des Fallschirmspringers Jaroslav Švarc, der am Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich beteiligt war. In der Sammlung befindet sich auch die Jacke von der aus Ústí nad Labem (Aussig) stammenden Atomphysikerin Lilly Hornig, die sich an der Entwicklung der Atombombe beteiligte. Zu sehen sind auch das Motorrad Böhmerland aus Schönlinde oder eine Kopie der Liste von Oskar Schindler, der viele Juden rettete. Man kann sich auch von einigen Ausstellungsstücken, darunter vom Umschlag des legendären Beatle-Albums Yellow Submarine oder dem Buch der Naturschützerin Joy Adamson, überraschen lassen.
Die Ausstellung besuchten bisher viele bedeutende Gäste. Bereits vor der Feiereröffnung besichtigte sie der Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit seiner Ehefrau. Die traditionelle Aufforderung „Bitte nicht anfassen“ gilt hier keinesfalls. Im Gegenteil: Je aktiver man wird, desto mehr kann man hier entdecken.
Die Ausstellung befindet sich im Gebäude des Museums der Stadt Ústí nad Labem, Brněnská 1000, Ústí nad Labem. Sie ist etwa 15 Gehminuten vom Hauptbahnhof im Ústí nad Labem zu erreichen.
Die Gruppenführung in der deutschen Sprache kann man bestellen unter info@collegiumbohemicum.cz.
Der gemeinnützige Verein Collegium Bohemicum ist eine wissenschaftliche und kulturelle Institution, die sich der Geschichtsforschung von Deutschen in böhmischen Ländern, der deutsch- tschechischen und österreichisch- tschechischen Beziehungen, wie auch der Kulturforschung der deutschsprachigen Länder, widmet.
Das Collegium Bohemicum bereitet in Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) eine Dauerausstellung vor, welche die Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung der böhmischen Länder erkundet. Sie veranstaltet ebenfalls wissenschaftliche Konferenzen und Vorträge, publiziert Fachliteratur und organisiert Kulturveranstaltungen deren Hauptziel es ist, die tschechische Öffentlichkeit mit der Kultur der deutschsprachigen Länder bzw. die deutsche mit der tschechischen Kultur bekannt zu machen.
Nach langwierigen Debatten über die Notwendigkeit überhaupt eine solche Institution ins Leben zu rufen, welche mindestens bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückreichen, bzw. nach der ersten, konkreten Initiative, die auf dem Boden des Landesmuseums in Ústí nad Labem zustande kam, wurde Anfang des neuen Millenniums schließlich das Collegium Bohemicum als ein gemeinnütziger Verein gegründet.
Zu seinen Gründern gehören die Stadt Ústí nad Labem, die J. E. Purkyně Universität in Ústí nad Labem, sowie die Gesellschaft für Geschichte der Deutschen in Böhmen und als letztes Gründungsmitglied später auch das Kulturministerium der Tschechischen Republik.
Das wichtigste, langfristige Projekt des Collegium Bohemicum ist die Dauerausstellung Unsere Deutschen, mit dem Ziel, die Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung der Böhmischen Länder vom Mittelalter bis in das zwanzigste Jahrhundert vorzustellen. An dem Konzept der Ausstellung hat sich ein breites Team aus tschechischen, deutschen und österreichischen Historikern und Museumarbeitern beteiligt.
Zurzeit wird im Museumsgebäude der Stadt Ústí nad Labem die Exposition aufgebaut, die Ausstellungseröffnung ist für Anfang des Jahres 2021 geplant.
Von den Kulturveranstaltungen ist vor allem das Festival Die Tschechisch-Deutsche Kulturtage bemerkenswert, dass jährlich im Herbst beidseitig der Euroregion Elbe/Labe stattfindet. Die Hauptaufgabe des Festivals ist es dem deutschen Publikum die tschechische Kultur, bzw. dem tschechischen die deutsche Kultur zu vermitteln. Collegium Bohemicum ist einer der Hauptveranstalter dieses Festivals. Des Weiteren veranstaltet das Collegium noch die Filmschau “Kino Aussig”, Autorenlesungen, Konzerte unterschiedlicher Genres, Theatervorstellungen und nicht zuletzt auch öffentliche Debatten.